Vor genau zwei Jahren stimmte die Schweizer Bevölkerung darüber ab, wer unser Geld herstellen und in Umlauf bringen soll: Unsere Nationalbank (SNB) oder die privaten Banken. Die «Vollgeld-Initiative» wollte allen Schweizerinnen und Schweizern die Möglichkeit geben, mit elektronischem Geld der Nationalbank bezahlen zu können. Das Stimmvolk folgte bekanntermassen mehrheitlich der Gegenkampagne, der es gelang, Verwirrung zu stiften und Ängste auszulösen.
Nichtsdestotrotz setzte die Abstimmung ein Zeichen, das auch international gehört wurde. Indes schreitet die Entwicklung in grossen Schritten voran. Mittlerweile sind verschiedene Umsetzungsvarianten von Vollgeld im Gespräch. Im Fachjargon wird dabei von Digitalem Zentralbankengeld, oder englisch «Central Bank Digital Currency (CBDC)» gesprochen. Weltweit forschen Zentralbanken zu den Szenarien einer technischen Umsetzung der Einführung von CBDC-Vollgeld, und in ersten Ländern steht bereits die praktische Testphase der Projekte an.
Infolge der Corona-Krise ist der Gebrauch von Bargeld in der Schweiz nochmals zurückgegangen. Die Folge ist, dass uns immer weniger gesetzliches Zahlungsmittel zur Verfügung steht, also Geld, das nicht nur ein Guthaben gegenüber einer Bank darstellt – salopp gesagt, eine Zahl auf einem Bankkonto. Es bleibt zu hoffen, dass sich auch die Schweizerische Nationalbank dem Thema nicht weiter verschliesst und ihrerseits über Varianten von digitalem Zentralbankengeld als Bargeldersatz nachdenkt.
Michael Derrer, Unternehmer und Hochschuldozent, Rheinfelden