Von Marek Rabe wurde die Idee an uns herangetragen, die Stadt Rheinfelden solle leerstehende Wohnungen der vor einem Jahr fertiggestellten Überbauung «Furnierwerk» anmieten, um darin flüchtende Familien aus der Ukraine unterzubringen. Aus den Berichten meiner Angestellten und Geschäftspartner in Polen, Moldawien und Rumänien weiss ich von der bespiellosen Unterstützung, die den ukrainischen Familien in jenen Ländern zuteilwird, und dass die dortigen Behörden und freiwilligen Helfer aufgrund des anhaltenden Flüchtlingsstroms an ihre Belastungsgrenze stossen. Ungenutzter, einzugsbereiter Wohnraum ist angesichts der Notsituation in der Tat ein Luxus, über den wir uns als Gesellschaft fragen sollten, ob wir ihn uns leisten wollen. Nachdem die Stadt ihre Solidarität mit dem gebeutelten ukrainischen Volk durch die Symbolik der Fahnen und mit einer kleinen Spende Ausdruck verliehen hat, erscheint uns das Argument legitim, der Gestik müssten nun auch aussergewöhnliche Taten folgen.
Ein finanzielles Engagement zur Bereitstellung von Wohnraum würde jedoch Steuermittel verzehren. Fremde Menschen aus dem kommunalen Steuertopf zu unterstützen, mag nun nicht zwingend in jedermanns Wertesystem zuoberst stehen. Aus Sicht unseres Vereins sollte Rabes Vorschlag daher der Bevölkerung vorgelegt werden, damit eine Diskussion darüber stattfinden kann. Dabei erachten wir es als wichtig, dass ergebnisoffen diskutiert wird, damit sich jede Einwohnerin und jeder Einwohner selbst die Frage stellen kann, ob die Unterstützung flüchtender Menschen aus Osteuropa zu ihren persönlichen Prioritäten gehört, und ob sie einen Teil ihrer Steuern dafür aufwenden wollen. Der Verein «Mehr Farbe» wird daher ab Donnerstag, 24. März eine Umfrage aufschalten (mehrfarbe.ch), die erlaubt, anonym ein Votum abzugeben und dieses auch zu begründen. Wir laden alle Bewohner von Rheinfelden ein, sich daran zu beteiligen und ihre Überlegungen – sei es pro oder kontra – darzulegen.
Michael Derrer, Verein Mehr Farbe für Rheinfelden