[:de]Sind Dopingskandale im Sport eine Folge individueller Entscheidungen, basierend auf Ruhmsucht, Geldgier und moralischer Verkommenheit ruchloser Einzelkämpfer? Genügt es folglich zu rufen: „Haltet den Täter und bestraft ihn“?
Das Ausmass des Dopings im Spitzensport erscheint vielmehr als Konsequenz eines Umfelds, in dem nur Superlativen zählen und Leistung keine Obergrenze kennt. Der Mechanismus funktioniert so: Wer nicht überführt werden kann, hat gewonnen.
Ich sehe eine Parallele zur Wirtschaft: Während vielen Jahren konnten sich die Finanzmärkte ungehemmt entwickeln. Investment-Banker waren die Helden der Neuzeit. Seit fünf Jahren inventarisiert man den globalen Scherbenhaufen.
Welchen Zusammenhang gibt es zwischen Finanzspekulation und Doping im Sport? Beide funktionieren nach derselben Logik. In der Jagd auf kurzfristigen Gewinn waren alle Mittel recht. Finanzderivate wurden erfunden, die niemand mehr beherrschen konnte. Die Finanzwirtschaft lebte auf Steroiden.
Es erstaunt nicht, dass das ungebändigte Profitstreben auch Finanzjongleure zweifelhaften Charakters angezogen hat. Neuerdings gelangen auch im Fricktal Investitionsskandale ans Tageslicht.
Doch plötzlich muss der siebenfache Sieger der Tour-de-France Lance Armstrong all seine Titel abgeben. Und man liest, dass das Investment-Banking in der Schweiz zurückgestutzt wird.
Erleben wir den Anbruch einer Zeit, in dem der Mensch wieder zum Mass der Dinge wird?[:]