[:de]Hier in Moskau haben die zu sagenhaftem Reichtum gelangten Oligarchen die Werte ganzer Generationen geprägt. Millionärstöchter im Teenager-Alter tragen Prada-Handtaschen zur Schau, reifere Damen begnügen sich mit billiantenbestückten Handies. Wer sich geschäftlich betätigt, erwartet dreistellige Profitmargen.
Falls jemand jedoch die Gunst des Zaren verliert, muss er sich mit Weib und Gut ins Ausland flüchten. Alle paar Jahre erfolgt eine neue derartige Auswanderungswelle. Es sind dies Wirtschaftsflüchtlinge der andern Art.
Aus den öffentlichen Wortmeldungen der gefallenen Eliten erkennt man, dass die geschefelten Milliarden im Ausland nicht halb so viel Freude bereiten.
Aus der Heimat erreichen mich nun seltsame Nachrichten. Neuerdings hat auch die Schweiz ihre illustren Flüchtlinge: der zurück- und auch sonst viel getretene Chef eines Basler Pharmakonzerns sucht das Weite. Mit der Annahme der Abzockerinitiative sollen in der Schweiz Masshaltung und Moral wieder etwas gelten.
Vorerst zieht es die Schweizer Oligarchen in den wilden Westen. Ob sie bald auch Russland als Fluchtstätte entdecken? Russische Pässe sollen derzeit sehr gefragt sein.
Michael Derrer (auf Geschäftsreise in Moskau)[:]